Die Weihnachtsfeiertage endeten hier am Dreikönigstag, dem 6. Januar - mit Little Christmas oder Nollaig na mBán /nollig na mɔ:n /, was übersetzt Weihnachten der Frauen heisst. Traditionell wurden in vielen Teilen Irlands an dem Tag die Frauen von ihren Männern verwöhnt und bekocht, wohl als Dank für die Kocherei und Backerei der vergangenen Weihnachtszeit.
Heute wird eher ein letztes grosses Weihnachtsessen im Restaurant eingenommen, ohne die Männer, und anschliessend gibt es eine ausgelassenen Feier im Pub mit Musik und Tanz, da dürfen die Männer dann immerhin zuschauen.
Die Frauen aus dem Glen, St. Finian´s Bay, erhalten diese Tradition seit 21 Jahren. Mary Riordan organisiert den Bus, die Musik, das Essen und dieRafflepreise im Moorings in Portmagee, denn im Glen selbst gibt es keinen Pub.
Die Weihnachtstage verliefen ohne grosse Aufregung, am ersten Feiertag blieb man in Familie mit viel Essen (Truthahn und gebackener Schinken oder bei uns eine Gans), am zweiten Weihnachtsfeiertag wurde symbolisch der Zaunkönig "gejagt" und abends mit Freunden und Verwandten im Pub gefeiert.
Vielerort gab es Weihnachts- oder Neujahrsschwimmen, bei denen für verschiedene gute Zwecke Geld gesammelt wurde und am Silvesterabend wurde in Portmagee wie seit 150 Jahren das Alte Jahr in einer Zeremonie "erschossen" und das Neue Jahr mit viel Lärm begrüsst.
Bei dem "Hunting for the Wren" (Jagen des Zaunkönigs) verkleiden sich die "Jäger", in Dingle z.B. mit viel Stroh, und machen mit Flöten und Trommeln grossen Lärm um die kleinen Vögel aufzuscheuchen. Einer Legende zufolge soll ein armer Vogel während der englischen Besatzung das Versteck von verfolgten Iren durch sein Gezwitscher verraten haben, dafür muss er nun immer noch büßen.
Vermutlich liegen die eigentlichen Wurzeln dieses Brauchs in älteren Winteraustreibungszeremonien, das Verkleiden mit Stroh, das geschwärzte Gesicht und der Lärm, der von verschiedensten Musikinstrumenten gemacht wird erinnert mich sehr an Fastnachtsumzüge in Süddeutschland oder der Schweiz.
Hier in Kerry spielt die Bodhrán / borɔ:n/, eine mit Ziegenfell bespannte Handtrommel, eine grosse Rolle beim Wren-Umzug.
John B. Keane beschreibt diesen Brauch sehr lebhaft und liebevoll in seinem Buch The Bodhrán Makers, leider habe ich bisher keine deutsche Übersetzung ausgemacht, das Buch ist im Original aber gut zu lesen.
Vielleicht sollte ich in Zusammenhang mit John. B. Keane noch erwähnen, dass er wunderbare Kurzgeschichten über Weihnachten in Kerry geschrieben hat, die auch ins Deutsche übersetzt und von Otto Sander gesprochen als CD erhältlich sind.
Hier noch ein Artikel über John B. von Tanja Lieske in der Welt vom 20. Dezember 1997